Die Wohnungsgenossenschaft Essen-Nord hat am Heinrich-Hirtsiefer-Platz in Essen-Altendorf ihre neue Geschäftsstelle eröffnet und setzt dabei auf ein innovatives Energiekonzept, das Tradition und Zukunft verbindet. Der Spatenstich erfolgte am 20. März 2023, das Richtfest wurde am 7. Juni 2024 gefeiert, und inzwischen ist die Geschäftsstelle offiziell in Betrieb genommen worden. Die Baukosten beliefen sich auf rund 16,5 Millionen Euro, wovon eine Million Euro durch öffentliche Fördergelder abgedeckt wurde.
Das Verwaltungsgebäude erfüllt den Effizienzhaus-Standard 40 EE. Herzstück ist ein Eisspeicher mit einem Volumen von rund 250 Kubikmetern, der durch das Gefrieren und Auftauen von Wasser sowohl Heiz- als auch Kühlenergie bereitstellt. Ergänzt wird die Technik durch eine Photovoltaikanlage mit 80 Kilowattpeak, die im Jahresdurchschnitt etwa 57 bis 62 Prozent des Energiebedarfs deckt. Durch dieses Konzept sinkt der Betriebsenergieverbrauch im Vergleich zu konventionellen Gebäuden um rund die Hälfte, zudem ist der Betrieb nahezu CO₂-frei. Die Amortisationsdauer wird mit rund zehn bis zwölf Jahren angegeben.
Der unterirdische Eisspeicher ist ein fünf Meter hoher Betontank mit einem Durchmesser von acht Metern und über 3,2 Kilometern Rohrleitungen. Das System ist wartungsarm, nahezu geschlossen und erlaubt im Sommer energiesparendes Natural Cooling. Im Neubau arbeiten künftig rund 34 Mitarbeitende.
Im Foyer dokumentiert ein multimedialer Erlebnisraum die über 100-jährige Geschichte der Genossenschaft, während ein neues Forum Veranstaltungen ermöglicht. Das alte Verwaltungsgebäude wird in neun Wohnungen umgebaut, das dortige Rechenzentrum bleibt erhalten. Architektonisch setzt der Neubau auf Transparenz und Offenheit: große Glasflächen, flexible Raumkonzepte, Innenbegrünung sowie eine Tiefgarage mit 34 Stellplätzen und Ladepunkten für Elektrofahrzeuge.
Die Genossenschaft verwaltet aktuell etwa 3.746 Wohneinheiten für 5.100 Mitglieder. Die Mieten liegen zwischen fünf und sechzehn Euro pro Quadratmeter, das Angebot reicht von kleinen Appartements bis zu Einfamilienhäusern.
Die innovative Technik weckt großes Interesse – unter anderem bei Schulen, die den Eisspeicher besichtigen wollen. Dennoch zeigen sich die Grenzen solcher Lösungen: Frank Pieper von den Stadtwerken Essen verweist auf Flächenmangel und fehlende Fachkräfte im urbanen Raum, während Daniel Ranker vom Regionalverband der Wohnungswirtschaft vor überzogenen Energiestandards warnt, die das Wohnen verteuern könnten.
Quelle: WAZ - Eisspeicher als Herzstück: Eine Wohnungsgenossenschaft zieht um - Paywall
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