Montag, 6. Oktober 2025

Essen - Erweiterung Emschergenossenschaft & Lippeverband (EGLV) - In Bau

Die Emschergenossenschaft und der Lippeverband (EGLV), Deutschlands größter Wasserwirtschaftsverband, erweitern derzeit ihre Hauptverwaltung im Essener Südviertel. Der Neubau an der Mozartstraße/Am Bernewäldchen ergänzt das historische, zwischen 1908 und 1910 nach Plänen von Wilhelm Kreis errichtete und denkmalgeschützte Emscherhaus, das bereits mehrfach durch Anbauten erweitert worden ist. Mit dem aktuellen Projekt entsteht ein neues Gebäudeensemble, das den Blockrand schließt und das sogenannte „Emscher-Karree“ komplettiert.

Ziel der Erweiterung ist es, künftig alle Beschäftigten, die bislang auf mehrere Standorte in Essen verteilt sind, unter einem Dach zusammenzuführen und ihnen moderne, flexible Arbeitswelten zu bieten. Das Raumprogramm sieht dafür variabel nutzbare Bürokonzepte von Einzel- bis Gruppenbüros vor. Eine neue Eingangssituation auf der straßenabgewandten Südecke führt in ein großzügiges Foyer, in die Büroetagen sowie in ein Mitarbeiterrestaurant mit Blick auf den neu gestalteten Innenhof. Dieser Innenhof wird entsiegelt und in eine sogenannte „blaugrüne Mitte“ verwandelt: Ein Wasserbecken und eine vielfältige Begrünung schaffen eine zentrale Aufenthaltszone für Beschäftigte und Gäste, anstelle des bisherigen Parkplatzes.

Der Entwurf stammt vom Büro Gerber Architekten. Gestalterisch verbindet er moderne Elemente mit Rücksicht auf den historischen Bestand. Eine Rasterfassade mit einer markanten Glasfläche markiert den neuen Eingang und eröffnet Sichtbeziehungen zum benachbarten Park. Die Fassadengliederung und Farbigkeit orientieren sich am historischen Emscherhaus, während die größere Tiefe der neuen Bauteile für eine natürliche Verschattung sorgt. Das Gebäude wird in Holz-Hybrid-Bauweise errichtet, erhält ein begrüntes, begehbares Dach, das zusätzlich als Aussichtsplattform dient, und ist umfassend auf Nachhaltigkeit und Klimawandel-Anpassung ausgelegt. Photovoltaikanlagen, Wärmepumpen sowie ein Gründach, das Regenwasser speichert und durch Verdunstung die Umgebungstemperatur senkt, sind zentrale Bausteine.

Das Bauprojekt, dessen Rohbau inzwischen weit fortgeschritten ist und dessen Fertigstellung für Ende 2026 vorgesehen ist, markiert damit einen bedeutenden Schritt in Richtung klimafreundlicher Verwaltungsbau. Es spiegelt zugleich das Selbstverständnis des Verbands wider, ökologische und energetische Belange mit repräsentativer Architektur zu verbinden.

Allerdings sind die Bauarbeiten nicht unumstritten. Für die Erweiterung mussten zwei alte Mehrfamilienhäuser weichen, darunter ein Gebäude aus der Zeit um 1900, eines der letzten Überbleibsel des historischen Bernewäldchenviertels, das im Zweiten Weltkrieg weitgehend zerstört wurde. Zudem klagen Anwohner über erhebliche Lärmbelastungen durch die Baustelle, die auch samstags bis in die Abendstunden andauern. Während die Emschergenossenschaft darauf verweist, dass sämtliche Arbeiten im Rahmen der gesetzlich zulässigen Zeiten erfolgen, zeigt sie Verständnis für die Beschwerden und kündigt an, lärmintensive Tätigkeiten an Wochenenden künftig möglichst zu vermeiden.

Damit steht die Erweiterung des Emscherhauses in einem Spannungsfeld: Sie vereint die Tradition eines über hundert Jahre alten Verwaltungsbaus mit den Anforderungen nachhaltiger, moderner Arbeitswelten – sorgt zugleich aber für Eingriffe in das historische Stadtbild und Belastungen für die Nachbarschaft.


Quelle: WAZ - Grüner Innenhof, Wasserbecken: Riesen-Gebäude entsteht in Essen - Paywall

Gerber Architekten Dortmund - Erweiterung Hauptverwaltung der Emschergenossenschaft




Bilder: Gerber Architekten

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