Auf dem Gelände der ehemaligen Erich-Kästner-Schule an der Markstraße in Bochum-Querenburg entsteht ein neues Wohnquartier mit rund 360 Mietwohnungen und einer Kindertagesstätte. Das Areal umfasst etwa 7,2 Hektar und bleibt im Eigentum der Stadt Bochum, die die Grundstücke ausschließlich im Rahmen von Erbbaurechten für 75 Jahre an Investoren vergibt. Eigentumswohnungen sind daher nicht vorgesehen. Ziel der Stadt ist es, langfristig Einfluss auf die Nutzung und Mietpreisgestaltung zu behalten. Etwa 40 Prozent der Wohnungen sollen öffentlich gefördert werden, was eine Begrenzung der Mieten und damit vergleichsweise günstigen Wohnraum ermöglicht.
Der Wohnungsbau ist Teil des sogenannten „Quartiers am Gesundheitscampus“, das in direkter Nachbarschaft zur Ruhr-Universität Bochum liegt. Geplant sind neben vier größeren Wohnblöcken und zwei Mehrfamilienhäusern auch ein Gebäude mit Gewerbeflächen sowie die Kita. In den Erdgeschossen sind kleinere Läden und Dienstleistungsangebote wie Bäckerei, Café oder Arztpraxen vorgesehen. Sollte sich dafür kein Bedarf ergeben, können diese Flächen ebenfalls zu Wohnungen umgebaut werden.
Der Baubeginn des Hochbaus ist für Anfang 2027 vorgesehen, nachdem zuvor im Frühjahr und Sommer 2026 die Erschließung mit Straßen- und Kanalbau erfolgt. Bis Sommer 2026 sollen auch alle Grundstücke an Investoren vergeben sein. Läuft alles nach Plan, könnten die ersten Wohnungen Ende 2028 oder Anfang 2029 bezogen werden.
Für die Vorbereitung des Geländes wurden bereits umfangreiche Erdarbeiten durchgeführt, bei denen rund 48.000 Tonnen Boden bewegt wurden. Die Stadt Bochum investiert insgesamt etwa 15,5 Millionen Euro in die Entwicklung und Erschließung des Areals, darunter Kosten für Bebauungsplanverfahren, Gutachten, Straßen- und Kanalbau sowie Ausgleichsmaßnahmen. Diese Ausgaben sollen über die Laufzeit der Erbbaurechte durch die Zahlungen der Investoren refinanziert werden.
Das Projekt war in den vergangenen Jahren mehrfach Gegenstand kontroverser Diskussionen. Anwohner äußerten vor allem Sorgen wegen des zu erwartenden höheren Verkehrsaufkommens und des Verlusts von Grünflächen. Für das Bauvorhaben mussten rund 255 Bäume gefällt werden, was zu Kritik führte. Als Ausgleich plant die Stadt eine Wiederaufforstung von insgesamt 12.000 Quadratmetern in Bochum-Eppendorf sowie die Pflanzung von 50 neuen Bäumen innerhalb des Quartiers. Zur Entlastung des Verkehrs sind zwei neue Kreisverkehre an der Stiepeler Straße und an der Markstraße vorgesehen, außerdem wird die Stiepeler Straße saniert. Für die neuen Bewohner entstehen 150 überdachte Stellplätze in Form von Solar-Carports mit Photovoltaikanlage.
Parallel zur Quartiersentwicklung wird auch die abgebrannte Turnhalle der Erich-Kästner-Gesamtschule neu errichtet. Der Baustart ist ebenfalls für das Frühjahr oder den Sommer 2026 geplant, die Fertigstellung für den Herbst 2027. Damit soll die Schule, die seit dem Brand 2019 auf Ausweichstandorte angewiesen ist, wieder eine eigene Sportstätte erhalten.
Insgesamt sieht die Stadt Bochum in dem Projekt einen wichtigen Beitrag zur Schaffung von dringend benötigtem Wohnraum und zur nachhaltigen Stadtentwicklung, bei der soziale Durchmischung, ökologische Aspekte und langfristige Steuerungsmöglichkeiten gleichermaßen berücksichtigt werden.
Quelle: WAZ - Neues Quartier in Bochum: Warum die 360 Wohnungen nur zur Miete sind - Paywall

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